Organisationen aller Art bemühen sich zunehmend, eine gute umweltorientierte Leistung zu erzielen und nachzuweisen, indem sie die Auswirkungen ihrer Tätigkeiten, Produkte oder Dienstleistungen auf die Umwelt prüfen und an ihrer Umweltpolitik und deren Zielsetzungen ausrichten. Dies geschieht vor dem Hintergrund einer sich verschärfenden Umweltschutzgesetzgebung, der Entwicklung wirtschaftspolitischer und anderer Maßnahmen zur Förderung des Umweltschutzes sowie einer allgemein steigenden Anteilnahme der Öffentlichkeit an Umweltfragen und an einer nachhaltigen Entwicklung. Mit mehr als 300.000 Zertifikaten weltweit, davon über 8.000 in Deutschland ist die ISO 14001 der führende Standard im Bereich der Umweltmanagementsysteme.
Parallel zur Revision der zentralen Qualitätsmanagement-Norm ISO 9001 erfolgte auch für die ISO 14001 im Jahr 2015 eine grundlegende Neustrukturierung. Näheres dazu in den folgenden Absätzen
Diese liegt auch anderen revisionierten ISO-Normen zugrunde, wie z.B. der ISO 9001:2015 oder der ISO 27001:2013, so dass verwandte Regelwerke einfacher miteinander verknüpft werden können (z. B. Umweltmanagement und QM, oder auch QM und IT-Sicherheit in integrierten Managementsystemen). Einheitlich für alle Normen mit der High Level Structure ist folgende Reihe von Abschnitten:
- Anwendungsbereich
- Normative Verweisungen
- Begriffe
- Kontext der Organisation
- Führung
- Planung
- Unterstützung
- Betrieb
- Bewertung der Leistung
- Verbesserung
Im Anhang A wird informativ wie im Vorläuferdokument eine praxisorientierte Anleitung zur Anwendung dieser Internationalen Norm gegeben.
Wir stellen Ihnen im Folgenden kurz die wichtigsten Aspekte in den einzelnen Abschnitten der Norm vor:
Neu sind hier insbesondere geänderte oder neu aufgenommene Definitionen im Abschnitt „Begriffe“. Hilfreich ist auch die neue thematische Gliederung, die passend zu den großen Abschnitten der HLS die Begriffe bündelt und erklärt. Mit dem Begriff „Dokumentierte Information“ statt Aufzeichnung hält die moderne Medienvielfalt jetzt auch Einzug in die Norm. Für festgelegte Abläufe wird jetzt durchgängig nur noch der Begriff „Prozess“ benutzt.
Den „Kontext der Organisation“ zu betrachten und zu analysieren, war auch bisher impliziter Bestandteil eines guten Umweltmanagementsystems. Die neue ISO 14001 beschreibt nun aber auch in einem komplett neuen Abschnitt wichtige Forderungen an das strategische Verständnis der Organisation, einschließlich dem Einbeziehen aktueller und zukünftiger Umwelt- und Geschäftsbelange. Es wird gefordert, dass die Organisation alle internen und externen Themen bestimmen muss, die Umweltzustände enthalten, welche sowohl auf die Organisation einwirken als auch solche, die von der Organisation beeinflusst werden. Zur Ermittlung der Bedürfnisse und Erwartungen der „interessierten Parteien“ gehört auch die Ermittlung „bindender Verpflichtungen“.
Die Verantwortung des Top Managements / der obersten Leitung wird ausgeweitet und die Verpflichtung betont, Verantwortung für die Effektivität des Managementsystems zu übernehmen, u.a. durch Bereitstellung geeigneter Ressourcen oder durch Schaffen einer entsprechenden Unternehmenskultur. Folgerichtig wird daher auch der Begriff „Beauftragter des Managements/ der obersten Leitung” nicht länger benutzt.
Im Abschnitt Planung finden sich die Ausführungen zu Umweltaspekten, Umweltzielen und Maßnahmen. Neu ist insbesondere der „Lifecycle“ / Lebensweg-Gedanke, der eine ganzheitliche Betrachtung von der Produktentwicklung bis zum Herausnehmen eines Produktes aus dem Markt fordert. Die Beziehung zwischen Umweltaspekten und Umweltauswirkungen und die Betrachtung von Ursache und Wirkung erhalten einen wesentlich höheren Stellenwert. Während bisher die Frage im Mittelpunkt stand, wie die Organisation auf ihre Umwelt einwirkt, kommt nun hinzu, inwieweit die Umwelt Auswirkungen auf die Organisation selbst haben kann. Wie in den anderen Normen mit High Level Structure wird auch hier der risikobasierte Ansatz betont.
Der Abschnitt 7 führt das Grundgerüst auf, ohne das die Ziele der Organisation nicht erreicht werden können. Das frühere Themenfeld Ressourcen wird deutlich erweitert und umfasst jetzt auch die Themen Kompetenz, Bewusstsein und Kommunikation.
Bezüglich der Anforderungen an Dokumente passt sich die ISO 14001:2015 stärker an die multimediale Realität an. „Dokumentierte Information“ ersetzt Begriffe wie “Dokumente”, “Aufzeichnungen”, “dokumentiertes Verfahren”, mit dem Ziel einer flexibleren Gestaltung und Nachweisführung eines Managementsystems
Auch hier gibt die Lebenswegbetrachtung wichtige Impulse, von der Beschaffung der Einsatzstoffe bis zum Ende der Lebensdauer eines Produkts. Anforderungen, Kontrollen und eine systematische Kommunikation stehen im Mittelpunkt. Umweltmanagement endet nicht am Werkstor sondern betrifft auch ausgelagerte Prozesse und zugekaufte Produkte.
Das Erreichen von Umweltzielen muss anhand valider Leistungsindikatoren stattfinden: zuverlässig, reproduzierbar und rückverfolgbar. Das Umweltmanagement wird somit viel stärker faktengesteuert. Die Ergebnisse aus der Bewertung der gewonnenen Daten sind unter Einbeziehung der bindenden Verpflichtungen intern und extern zu kommunizieren.
Die neue Norm ISO 14001:2015 gilt seit dem 15.09.2015. Die Übergangsfrist für Qualitätsmanagement-Zertifikate endet nach drei Jahren am 14.09.2018. Neu ausgestellte Zertifikate nach ISO 14001:2009-11 müssen somit dieses Enddatum tragen. Das Datum 14.09.2018 bedeutet für die Planung der Re-Zertifizierungsaudits ISO 14001:2015, dass diese Audits mindestens 90 Tage vor Ablauf durchgeführt werden müssen. Der letzte Audittag eines Re-Zertifizierungsaudits darf nicht nach dem 14.09.2018 liegen. Ist diese Frist verstrichen, muss ein Erst- Zertifizierungsaudit erfolgen
Wir beraten Sie in allen Fragen zur Vorbereitung einer Erstzertifizierung oder einer Umstellung Ihres bisherigen Zertifikats auf die neue ISO 14001:2015